Rechtssicher – verständlich – unabhängig von der Krankenkasse
Die medizinische Verwendung von Cannabis ist heute ein fester Bestandteil moderner Therapien.
Doch nicht immer übernimmt die Krankenkasse die Kosten – sei es wegen fehlender Genehmigung oder weil der Antrag
abgelehnt wurde. In solchen Fällen bietet ein Privatrezept eine flexible Lösung. Doch was genau ist zu
beachten? Welche Erkrankungen rechtfertigen eine Verordnung? Und wie sieht der Ablauf aus?
Hier erfährst du alles, was du wissen musst – transparent, rechtssicher und leicht
verständlich.
Was ist ein Cannabis-Privatrezept?
Ein Privatrezept erlaubt dir den Zugang zu medizinischem Cannabis – unabhängig von
der Zustimmung deiner Krankenkasse. Der behandelnde Arzt verschreibt das Medikament auf einem
speziellen Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept), die Kosten für das Medikament und die ärztliche
Leistung übernimmst du selbst. Die Verordnung auf Privatrezept erfolgt auf Basis von § 13
Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV).


Wer darf Cannabis auf Privatrezept verschreiben?
In Deutschland dürfen alle Humanmediziner:innen (außer Zahn- und Tierärzt:innen)
Cannabis auf Privatrezept verordnen, sofern eine medizinische Indikation vorliegt.
- Spezialisiert haben sich u. a. Schmerztherapeuten, Neurologen, Palliativmediziner und zunehmend auch telemedizinische Anbieter.
- Wichtig: Auch der Hausarzt kann ein Privatrezept ausstellen – es liegt im Ermessen des Arztes
Für welche Beschwerden ist medizinisches Cannabis sinnvoll?
Zugelassen ist Cannabis bei schwerwiegenden Erkrankungen, bei denen:
- eine Standardtherapie nicht ausreichend hilft
- oder Nebenwirkungen nicht tolerierbar sind.
Häufige Einsatzgebiete:
Krankheitsbild
Chronische Schmerzen |
Spastik bei Multipler Sklerose |
Schlafstörungen |
Übelkeit / Appetitlosigkeit |
Tourette-Syndrom |
ADHS (off-label) |
Angstzustände / Depressionen |
Epilepsie |
Therapieziele durch Cannabis
Schmerzreduktion, Muskelentspannung |
Linderung von Muskelverkrampfungen |
Besserer Schlafrhytmus |
z.B. bei Chemotherapie |
Reduktion von Tics |
Stimmungsregulierung |
Verbesserung der Lebensqualität |
Reduktion der Anfallshäufigkeit |
Hinweis: Nicht alle dieser Indikationen sind durch Studien gleich gut belegt. Ärzt:innen
entscheiden individuell anhand des Beschwerdebildes.

Vorteile der Verordnung auf Privatrezept
- Schneller Zugang: Keine Genehmigung durch die Krankenkasse erforderlich
- Therapiefreiheit: Freie Auswahl der Sorte, Form und Applikation
- Diskretion: Vertrauliche Behandlung außerhalb der Kassenstruktur
- Flexibilität: Auch Therapieversuche bei seltenen oder off-label-Indikationen möglich
Schritt-für-Schritt: So kommst du zum Cannabis-Privatrezept
-
1Ärztliche Konsultation:Sprich mit einem Arzt deines Vertrauens. Idealerweise jemand mit Erfahrung in Cannabinoid-Therapie.
-
2Anamnese & Indikation:Der Arzt prüft, ob eine medizinische Notwendigkeit besteht und dokumentiert sie.
-
3ÄBtM-Rezept erhalten:Das Rezept wird auf einem speziellen gelben Formular ausgestellt und ist 8 Tage gültig.
-
4Einlösen in der Apotheke:Bei einer Apotheke deiner Wahl vor Ort oder im Versand.
-
5Nachkontrolle:Die Therapie wird ärztlich begleitet, Folgerezepte sind bei positiver Wirkung und Verträglichkeit problemlos möglich.
Was kostet Cannabis auf Privatrezept?
Position
Cannabisblüten |
Extrakte / Vollspektrum |
Erstberatung (Privatarzt) |
Folgerezepte |
Durchschnittspreis
ca. 7–25€ pro Gramm |
90–250€/30ml je nach Stärke |
30–80€ nach GOÄ |
ca. 20–40€ |
Wichtig: Diese Kosten sind vom Patienten in voller Höhe zu tragen – auch die ärztliche
Konsultation. (§12 GOÄ)

Cannabis-Ausweis: Ist das nötig?
Ein Cannabisausweis ist ein freiwilliges Dokument, das dir bei Polizeikontrollen oder
Reisen innerhalb Deutschlands nützlich sein kann.
- Erhältlich über deinen Arzt oder bei zertifizierten Ausweisstellen
- Benötigt: ärztliche Bescheinigung + gültige BtM-Rezeptkopie
- Kein offizielles Dokument, aber als Nachweis sehr hilfreich
Cannabisformen & Einnahme
Form
Cannabisblüten (Inhalation) |
Cannabisextrakte (Öle) |
Kapseln / Fertigarznei |
Vorteile
schnelle Wirkung, v.a. bei Schmerzen |
längere Wirkdauer, einfache Einnahme, diskret |
standardisierte Dosierung, praktische Anwendung |
Achtung: Rauchen wird nicht empfohlen! Besser: Vaporizer (medizinisch zertifiziert).
Privatrezept vs. Kassenrezept: Der Unterschied
Privatrezept
Genehmigung Kasse nötig?
Nein
Farbe des Rezepts
weiß oder blau
Kostenübernahme
Patient zahlt selbst
Einschränkungen
kaum
Gültigkeit (BtM)
8 Tage
Voraussetzung
ärztliche Indikation reicht

Kassenrezept
Genehmigung Kasse nötig?
Ja
Farbe des Rezepts
rosa
Kostenübernahme
Krankenkasse übernimmt
Einschränkungen
durch Kassenrichtlinien
Gültigkeit (BtM)
8 Tage
Voraussetzung
Genehmigung erforderlich
Kann die Apotheke ein Privatrezept ablehnen?
Nein – nicht grundlos.
Ein korrekt ausgestelltes BtM-Rezept muss beliefert werden. Nur bei Formfehlern (z. B. fehlende
Angaben) darf eine Abgabe verweigert werden.

Rechtliche Hinweise
- Besitz und Transport: Cannabis aus ärztlicher Verschreibung ist legal, solange Du das Originalrezept und ggf. einen Cannabisausweis mitführst.
- Verkehrstüchtigkeit: Autofahren unter Einfluss von THC ist riskant und kann zu Führerscheinverlust führen – auch bei legaler Einnahme!
- Reisen: Mitnahme ins Ausland ist nur mit Genehmigung erlaubt. Innerhalb der EU – nur in Ausnahmefällen mit BtM-Bescheinigung.
Alternativen zur Privatverordnung
Kassenantrag:
bei schwerwiegender Erkrankung & nachgewiesener Therapieresistenz
Zweitmeinung:
bei Ablehnung des Antrags durch Kasse
Telemedizinische Anbieter:
bieten einfache Online-Rezepte gegen Selbstzahlung
FAQ – Häufige Fragen zu Cannabis auf Privatrezept
Kann ich mit einem Privatrezept auch einen Cannabis-Ausweis beantragen?
Ja – das ist unabhängig vom Rezepttyp möglich.
Muss ich die ärztlichen Leistungen selbst zahlen?
Ja – alle Beratungskosten fallen unter IGeL-Leistungen und sind nicht erstattbar.
Gibt es Erstattungsmöglichkeiten durch Zusatzversicherungen?
Teilweise ja – einige private Zusatzversicherungen oder Beihilfen erstatten einen Teil der Kosten. Frag direkt bei deinem Anbieter.
Wie schnell kann ich Cannabis auf Privatrezept erhalten?
In der Regel innerhalb von wenigen Tagen – vorausgesetzt, die medizinische Indikation ist geklärt.
Wie lange ist das Rezept gültig?
BtM-Rezepte müssen innerhalb von 7 Tagen (inkl. Ausstellungstag) eingelöst werden.
Wie oft kann ich ein Privatrezept erhalten?
So oft wie medizinisch notwendig – bei positiver Wirkung auch über Jahre hinweg.
Ist ein Wechsel zu einem Kassenrezept später möglich?
Ja – bei medizinischer Indikation kannst du jederzeit einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.

Fazit
Das Privatrezept für medizinisches Cannabis ist ein legaler, flexibler und oft schneller Weg zur medizinischen Versorgung – besonders, wenn der Antrag bei der Krankenkasse abgelehnt wurde oder gar nicht gestellt werden soll. Es bietet Patient:innen Autonomie, Therapievielfalt und Unabhängigkeit, erfordert jedoch auch Kostenübernahme und eigenständige Verantwortung.
Du möchtest dich individuell beraten lassen oder direkt ein Rezept einlösen? Unsere Apotheke begleitet dich auf deinem Weg – kompetent, diskret und zuverlässig.